‚Wohnungsverlust verhindern – Wohnungslose unterstützen‘: Diakonie Bayern stellt Praxisbeispiele vor

 

Mit knapp 20 staatlich geförderten Modellprojekten engagiert sich die
Diakonie in Bayern für Menschen, die von Wohnungsverlust bedroht oder betroffen sind. Allein
in Bayern sind dies den amtlichen Zahlen aus dem Jahr 2017 zufolge ca. 16.000 Personen; hinzu
kommen jene in der sogenannten „verdeckten“ Wohnungslosigkeit. Nach dem Verlust der
Wohnung leben sie zeitweise bei Freunden, Verwandten, in einer Notunterkunft oder
buchstäblich auf der Straße. „Corona hat die Situation der Betroffenen zusätzlich verschärft“,
so Sandra Schuhmann, zuständiges Vorstandsmitglied der Diakonie Bayern. Die politisch
Verantwortlichen forderte sie auf, sich verstärkt für die Betroffenen, aber auch für eine
entsprechende Wohnungspolitik einzusetzen.

 

Diakonie in Bayern Praxisbeispiele Modellprojekte Wohnungsnotfallhilfe 2021

 

 

Die politischen Parteien, so Schuhmann, hätten das Problem erkannt und in ihren Wahlprogrammen für
die Bundestagswahl entsprechende Lösungsvorschläge formuliert, die von einem Mietendeckel bis zu
Steuererleichterungen für den Neubau von Mietwohnungen reichen. Schuhmann: „Wir brauchen beides
– den Bau neuer leistbarer Wohnungen und bezahlbare Mieten im Bestand.“ Insbesondere aber müsse
der soziale Wohnungsbau wieder gestärkt werden. Dazu gehört Schuhmann zufolge auch die
Wiedereinführung der Wohnungsgemeinnützigkeit. „Durch die partielle Steuerfreiheit des wohngemeinnützigen Unternehmens und weil der Gewinn nicht oder nur in einem geringen Umfang ausgeschüttet
und stattdessen in den Bestand beziehungsweise Neubau von sozialem Wohnraum reinvestiert werden
muss, ergibt sich eine mietpreisdämpfende und baukostenreduzierende Wirkung.“ Öffentliche
Fördergelder und Steuererleichterungen für den sozialen und ökologischen Wohnungsbau kämen so
Mieter*innen zugute, die auf dem freien Wohnungsmarkt wenig Chancen hätten.
Dazu zählen neben Familien mit mehreren Kindern insbesondere Haushalte mit geringem Einkommen:
Gesellschaftliche Entwicklungen wie Mietpreissteigerungen, der Mangel an bezahlbarem Wohnraum,
der Rückgang des sozialen Wohnungsbestandes aber auch persönliche Schicksalsschläge wie Verlust
der Arbeit, Trennung oder Krankheit verschärfen die Situation. Die pandemiebedingte Kurzarbeit etwa
hätte für viele Menschen eine finanzielle Belastung zur Folge gehabt, die sie aus eigener Kraft kaum
hätten bewältigen können. Das Moratorium zur Aussetzung von Mietschulden ist vor gut einem Jahr
ausgelaufen – die Betroffenen haben zum Teil bis heute mit den finanziellen Folgen von Corona zu
kämpfen.“
Schuhmann betonte, dass neben dem Zugang zu bezahlbarem Wohnraum auch Beratung und
Begleitung für die Betroffenen nötig sei, wie dies in den Projekten der Diakonie geschehe. „Gerade
durch präventive Beratung ist es oftmals möglich, Wohnungslosigkeit zu vermeiden.“
Gefördert wurden die jetzt vorgestellten Projekte durch den Aktionsplan „Hilfe bei Obdachlosigkeit“ der
Bayerischen Staatsregierung. „Die Anschubfinanzierung durch den Freistaat hat vieles möglich
gemacht“, so Schuhmann. Allerdings, so die Diakonie-Vorständin weiter, sei man von einer
bayernweiten Umsetzung noch weit entfernt. „Wir brauchen in jeder kreisfreien Stadt und in jedem
Landkreis adäquate Angebote für Menschen, die von Wohnungslosigkeit bedroht oder bereits betroffen
sind.“ Zumal die Überleitung der Modellprojekte in eine dauerhafte Finanzierung noch ausstehe. Dann
seien, so Schuhmann, insbesondere die Kommunen gefordert, wenn es um die langfristige und dauerhafte Bekämpfung von drohender Wohnungslosigkeit bzw. deren Folgen gehe.

 

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