Bedarfe wohnungsloser Frauen mit schweren chronischen psychischen Erkrankungen in München- eine Studie der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften der Hochschule München in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft Wohnungsnotfallhilfe München und Oberbayern/ Koordination Wohnungslosenhilfe Südbayern

Hochschule für angewandte Wissenschaften München – Wikipedia       

 

Die vorliegende Studie wurde aus der Praxis der Wohnungsnotfallhilfe initiiert, da dort eine konkrete Problemstellung beobachtet und artikuliert wurde. In der täglichen Arbeit in niedrigschwelligen Einrichtungen der Wohnungsnotfallhilfe wurde eine Versorgungslücke bei der Unterbringung und psychosozialen und psychiatrischen Versorgung von wohnungslosen Frauen mit schweren chronischen psychischen Erkrankungen in München beobachtet. Im Münchner Arbeitskreis der Arbeitsgemeinschaft Wohnungsnotfallhilfe München und Oberbayern „Hilfe für Frauen in Not“ wurde dies thematisiert und beschlossen, dem mit einer eigenen Datenerhebung nachzugehen.

 

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In der Bahnhofsmission München (Evangelisches Hilfswerk München und INVIA e.V.), dem Frauenobdach KARLA 51 (Evangelisches Hilfswerk München), der Offenen Hilfe/ Sonderberatungsdienst (Sozialdienst Katholischer Frauen München), dem Tagesaufenthalt Otto&Rosi (Arbeiterwohlfahrt München) und der Teestube „komm“ – Streetwork (Evangelisches Hilfswerk München) wurden schließlich Ende 2020 Vorfälle dokumentiert, in denen Frauen mit schweren psychischen Erkrankungen aus niedrigschwelligen Einrichtungen der Wohnungsnotfallhilfe herausfielen bzw. selbst nicht in der Lage waren, diese in Anspruch zu nehmen. Diese (nicht veröffentlichte) Erhebung geht davon aus, dass es sich um bis zu 85 Frauen handelt, die in München von dieser Problemlage betroffen sind, wobei 15 Frauen in mehreren Einrichtungen auffielen. Die Fachkräfte gehen davon aus, dass sich die Situation der obdachlosen Frauen mit schweren chronischen psychischen Erkrankungen durch die Reduktion der Angebote im Zuge der Pandemie zugespitzt hat, die Versorgungslücke – hinsichtlich Unterbringung sowie psychosozialer und psychiatrischer Versorgung – jedoch grundsätzlich besteht. Sie gehen weiter davon aus, dass der Anteil der obdachlosen Frauen mit schweren chronischen psychischen Erkrankungen stetig steigt, und dass vor allem Frauen ab 40 Jahren davon betroffen sind. Diese Einschätzung wird auch unterstützt durch die Evaluation des sogenannten ‚Brückenteams wohnungslos‘ in München, in welchem Einzelfälle mit hochkomplexer, multimorbider Problematik (Wohnungslosigkeit oder Obdachlosigkeit i.V.m. einer oder mehreren psychischen Erkrankungen) datenschutzkonform mit dem Ziel besprochen werden, eine passgenaue, gesicherte, effiziente und zielgerichtete systematische Überleitung zwischen dem System der Wohnungsnotfallhilfe und dem psychiatrischen Hilfesystem sicherzustellen, um eine bedarfsgerechte Versorgungssituation des ‚sowohl als auch‘ statt eines ‚entweder oder‘
der Hilfesysteme zu ermöglichen. Das Brückenteam ist in der Landeshauptstadt München samt einer Lenkungsgruppe etabliert und bildet eine Kooperation zwischen dem Isar-Amper-Klinikum der Kliniken des Bezirks Oberbayern, der Landeshauptstadt München sowie der Arbeitsgemeinschaft Wohnungsnotfallhilfe München und Oberbayern mit regelmäßiger Evaluation, die für den Erhebungszeitraum 2019 (N= 111 Personen) einen frauenspezifischen Anteil am Fallaufkommen von 55,9% aufweist. Für diese Zielgruppe ist aus Sicht der Fachkräfte ein angemessenes Angebot zu entwickeln, das sowohl Bedarfe der Unterbringung als auch der psychosozialen und psychiatrischen
Versorgung in den Blick nimmt. Mit dem Anliegen, eine empirische Basis für eine solche Angebotsentwicklung zu erarbeiten, wendete sich Stephanie Watschöder, Fachreferentin in der Koordination Wohnungslosenhilfe Südbayern, im Namen der o.g. Einrichtungen an Prof. Dr. Ursula Unterkofler, Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften, Hochschule München. In Zusammenarbeit mit den genannten Akteurinnen der Wohnungslosenhilfe wurde daraufhin ein Konzept für ein Lehrforschungsprojekt in Kooperation mit der Praxis entwickelt, das im Wintersemester 2021/22 unter Leitung von Prof. Dr. Unterkofler durchgeführt wurde. Als Ziel des Forschungsprojekts wurde die Beschreibung der aktuellen Situation und des bestehenden Bedarfs in München für die Unterbringung von Frauen formuliert, die
obdachlos bzw. wohnungslos sind und unter schweren chronischen psychischen Erkrankungen leiden, und die auch aus sehr niedrigschwelligen Übernachtungsangeboten immer wieder herausfallen und v.a. nicht längerfristig untergebracht und versorgt
werden können.

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